90 Jahre Grundsteinlegung einer „Schule für alle“ Henry-Harnischfeger-Schule dankt ihrem Gründer
Konfessionsübergreifend, ko-edukativ und modern sollte sie werden und ist es bis heute: Die Henry-Harnischfeger-Schule in Bad Soden-Salmünster.
Am 15. Juli 1930 wurde ihr Grundstein von Henry Harnischfeger persönlich gelegt. Dankbar ist die Schulgemeinde der Salmünsterer Schule bis heute und folgt der Idee ihres Gründers, eine Schule für alle zu sein.
Henry Harnischfeger, am 10. Juli 1855 in Salmünster als Heinrich Harnischfeger geboren, wanderte bereits im Alter von 16 Jahren in die USA aus.
Heinrich Harnischfeger war einer von insgesamt 5,5 Millionen Deutschen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die USA auswanderten. Es entstanden deutsche Siedlungen, in denen Verwandte und Freunde Neuankömmlingen Orientierung, Sprachunterricht und Arbeitsmöglichkeiten anboten. Eine sogenannte „deutsche Identität“ bildete sich heraus mit entsprechender Infrastruktur: deutschen Ärzte, Pfarrern und sogar deutschem Bier. Schulen wurden gegründet. Ganze Regionen waren im „German triangle“ fest in deutscher Hand“: Das waren St. Louis, Cincinnati und Milwaukee. In Milwaukee fand Henry Harnischfeger seine neue Heimat.
Er wurde im Verlauf seiner amerikanischen Jahrzehnte Unternehmer mehrerer Firmen; am Ende einer Firma mit 1500 Mitarbeitern, die Kräne, Bagger und Baumaschinen herstellte. Henry Harnischfeger lernte in den USA das Prinzip der Schule für alle kennen.
In den 1920ern erlebte Deutschland harte Jahre mit vielen Millionen Arbeitslosen. Die „Goldenen Zwanziger“ waren längst vorüber. Die Schulsituation in Salmünster war ähnlich trostlos. In der Nachbarschaft wurden neue Schulen gebaut: Aufenau und Bad Orb bekamen bereits 1910 große Gebäude, in denen alle Schüler- egal welcher Konfession- unterrichtet wurden. Im Jahr 1928 bekam Bad Soden ebenfalls eine neue Volksschule.
Der Bürgermeister von Salmünster erhielt in den ersten Monaten des Jahres 1929 die Ankündigung einer großen Spende durch Henry Harnischfeger.
Diese freudige Botschaft veranlasste den Magistrat Salmünsters im Dezember 1929 dazu, die Planung einer neuen Schule in Auftrag zu geben. Nach dem Eingang der ersten Spende von 25.000 Dollar wurde ein Architekt beauftragt. Bereits acht Monate später konnte der Grundstein gelegt werden. In Anwesenheit ihres Gründers Henry Harnischfeger fand am Dienstag, den 15. Juli 1930 eine Feierstunde statt. Sie begann mit der kirchlichen Feier um 8.30 Uhr in der Pfarrkirche und endete mit einer Prozession zum neuen Sportplatz. Auf dem Sportplatz wurden „Würstchen mit Wecken“ an die Kinder verteilt. Diese wurden finanziert durch die Stiftung von Henrys Ehefrau Marie Harnischfeger.
Die zweite Spende von Henry Harnischfeger in Höhe von ebenfalls 25.000 Dollar garantierte den zügigen Weiterbau der Schule. Umgerechnet waren das 212.000 Reichsmark, das finanzielle Fundament des Projekts. Die preußische Staatsregierung beteiligte sich nach langem Bitten des Magistrats mit einem Drittel der Baukosten. Das neue Schulgebäude konnte Henry Harnischfeger leider nicht mehr betreten: Genau vier Monate nach der Grundsteinlegung starb er am 15.11.1930 in Milwaukee.
Durch die großzügige Spende des Ehrenbürgers wurde die Henry-Harnischfeger-Schule moderne Vorzeigeschule mit eigener Sporthalle, hygienischen Einrichtungen wie Bädern und Duschen und einer Schuldienerwohnung.
Am 6. Dezember 1931 durften die ersten Salmünsterer Schülerinnen und Schüler ihre neuen Klassenräume zum ersten Mal betreten. Noch heute werden die Grundschülerinnen und -schüler darin unterrichtet.
Die Schulgemeinde der Henry-Harnischfeger-Schule wird aktuell von über 1000 Schülerinnen und Schülern aus über achtzig Ortschaften besucht. Sie besitzt überregional als Integrierte Gesamtschule mit Grundstufe große Bedeutung und hofft darauf, das 90-jährige Jubiläum am 6. Dezember 2021 feiern zu können.