„Wir sollen vorlesen?!“

Deutsch-Klasse der Henry-Harnischfeger-Schule liest mehrsprachig für Grundschüler vor

Die Intensivklasse S2, eine von zwei „Deutschlerner“-Klassen in der Sekundarstufe I der Henry-Harnischfeger-Schule Bad Soden-Salmünster, beteiligte sich mit einer mehrsprachigen Lesung am bundesweiten Vorlesetag.

Am bundesweiten Vorlesetag, an dem am 15. November in ganz Deutschland Menschen anderen vorlesen, luden die Intensivklassenschüler jüngere Schülerinnen und Schüler aus der Grundstufe in die Bücherei der Henry-Harnischfeger-Schule ein.

Zunächst war die Klasse IKL S2 der Henry-Harnischfeger-Schule skeptisch, als ihre Klassenlehrerin, Frau Oberstudienrätin Christina Kasperski, sie für eine Teilnahme gewinnen wollte.

„Wir können das nicht so gut auf Deutsch.“, war der Einwand. So entstand die Idee des mehrsprachigen Vorlesens. Die vorgelesenen Geschichten und Märchen wur-den von den Schülerinnen und Schülern der Intensivklasse ausgewählt und mit Frau Kasperskis Unterstützung für den Vorlesetag vorbereitet.

Nazar Novak, Rinat Petrenko, Konstantyn Shkabara und Maksym Rebro lasen „Der Wolf und die sieben Geißlein“ auf Russisch und Deutsch.

Ali Afzali, Zeynep und Zeynel Sincar hatten eine Geschichte aus dem fernen Ana-tolien vorbereitet, in der der in Armut mit seiner alten Mutter lebende Keloglan im Bauch eines Fisches eine verzauberte Schüssel findet, die Wasser zu Gold macht, und ihm so großen Reichtum beschert. Als er schließlich voll Gier immer mehr Gold machen möchte, fällt er mit der Zauberschüssel in den Fluss. Während er beinahe ertrinkt, stehlen Diebe sein ganzes Gold, sodass er so arm wie zuvor zu seiner Mutter zurückkehrt. Zu seinem Reichtum sei Keloglan gekommen, ohne dafür unter Schweiß und Anstrengung gearbeitet zu haben, tröstet die Mutter ihren Sohn. Der Verlust der Schüssel sei also kein Grund traurig zu sein. Keloglan gibt ihr recht und lebt anschließend mit seiner alten Mutter wieder in Armut, aber glücklich.

Auf Arabisch, Französisch und Deutsch lasen Karam El Ouali, Konstantyn Shka-bara, Becky Edna und Samuel Banyiyezako „Abenteuer eines Huhns“ vor: Eine Henne bewundert die Fähigkeiten anderer gefiederter Tiere und möchte der Ente das Schwimmen, der Taube das Fliegen und dem Truthahn das Stolzieren nach-machen. Alle Versuche scheitern – teilweise sogar schmerzhaft. Schließlich wird

das herumstolzierende Huhn fast von einem Hund gefressen. Am Ende sagt das Schaf, das der Freund der Henne ist: „Du versuchst immer, etwas zu tun, damit du etwas Besonderes wirst, aber du bist doch schon etwas Besonderes! Du versorgst uns mit Eiern und jeder Tag mit dir ist wunderschön!“

Für diejenigen, die keine dieser Sprachen verstanden, zeigten Oleksandra und Vik-toria Dziuhan, Katalina Muraru und Zarina Novak mit selbstgebastelten Figuren ein Schattenspiel.

Insgesamt dreimal führte die Klasse ihrer mehrsprachigen Lesung für Kinder aus der Grundschule, die in Begleitung ihrer Lehrerinnen Elena Semenuk, Elke Söder und Elke Ziegler kamen. Bei jeder Lesung fanden sich unter den kleinen Zuhörerinnen und Zuhörern Kenner fast aller gelesener Sprachen. Die Kinder hörten konzentriert zu und alle hatten Freude an der Veranstaltung.

Alle fanden den Vorlesetag 2024 schön und sind froh, etwas für die Kinder vorgelesen zu haben. 14 von 16 der heute Beteiligten möchten im kommenden Jahr wie-der an der Henry-Harnischfeger-Schule etwas am Vorlesetag anbieten; ihre Klassenlehrerin auch.

 

Auf den Fotos:

Schülerinnen und Schüler der Intensivklasse 2 der Henry-Harnischfeger-Schule Bad Soden-Salmünster lesen für Grundschüler mehrsprachig vor. Auch Schattentheater wurde gespielt.